Montag, 12. Januar 2015

Der tägliche klimpernde Trott ...


Plubs, da war er wieder, der Alltag. Seit dem 6. Januar müssen alle von neuem funktionieren. Die Verlobte nippt morgens hektisch an ihrem Milchkaffee und stöckelt Schlüssel klimpernd aus der Wohnung. Ich sehe von oben, wie sie noch in den Bus steigt; erkenne, wie sich ihr Ringelschal vorne ans Fenster setzt. Und dann fährt sie ab.

Mein Hund sitzt mir zu Füßen und schaut traurig: „Ja Koogle, sie ist schon weg.“

Lienux wirft seinen Rucksack in den Flur und vermeldet zwischen Zahnbürste und Lippe: “Wo isch mein Englischsh-Heftsch!“ – Nein, wir schwäbeln eigentlich nicht. Familie Timmen ist Dialekt frei, außer, ja, außer der Sohnemann putzt Zähne und muss seiner nötigen Kommunikation nachkommen.

Das Einzige, bei dem wir uns regional angepasst haben, sind Worte wie „Schucken“ und „Vespern“. Die Wurzeln dieser zweier schwäbischen Urwörter sind nur in unseren Hausgebrauch übergegangen, da wir auf die dringende Betreuung meines Juniors angewiesen waren. In einem Kindergarten wird viel geschubst und gerne mal Pause gemacht, um etwas zu essen – aber die beiden Verben „schubsen“ und „essen“ finden in diesem Zusammenhang leider keinen Gebrauch. Um angemessen mit den Erzieherinnen von Lienux sprechen zu können, mussten wir alle uns ihrer Sprachgewohnheiten bemächtigen. Denn Lienux isst nicht gerne und er rutscht fortwährend in Situationen des nonverbalen Schlagabtausches, ungefähr seit dem Zeitpunkt, da er krabbeln kann.

Wir finden das Heft, mein Sohn schiebt sich seine volle Vesperbox in den Rucksack und auch er hüpft Schlüssel kimpernd die Treppenstufen hinab. Die Vordertür quietscht, ein Rad schiebt sich auf den Bürgersteig – und schon ist auch Lienux weg.

Jetzt müssen Hund und Herrchen fertig werden. Hm, das dauert immer noch ein bisschen, schließlich müssen wir unser erstes Vesper des Tages einnehmen. Bei uns beiden klimpert später nur die Leine treppab. Wir verlassen das Haus über die Hintertür und laufen Richtung Bahn. Und das nun wieder fünf Tage die Woche, durchschnittlich vier Wochen im Monat und gefühlte unendliche Monate ehe wieder Ferien sind.

„Och Koogle, schau mich nicht so an.“ Er seufzt und tribbelt neben mir her.


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