Mittwoch, 21. Januar 2015

Ankommen


Koogle liegt mir hier zu Füßen – er weicht keinen Zentimeter von mir. Das ist der Kogglesche-Anziehungseffekt. Ziehe ich abends mal wieder meinen Koffer raus, um für eine erneute Reise zu packen, dann dreht er mir seinen zum Namen passenden rundlichen Po zu und würdigt mich keines Blickes mehr. Fällt dann am darauffolgenden Tag die Tür bei meiner Abreise ins Schloss, höre ich bereits ein leises Winseln … eher schon ein Wimmern.

Meine Verlobte, Cy, gibt mir dann täglich Rapport darüber, wie es Lienux in der Schule ergangen ist, ob er sich erneut ein blaues Auge von seinem Freund Macs eingehandelt hat und wie es um Koogles Seelenleben steht. Meist wimmert er von morgens bis abends, liegt nachts auf dem Läufer vor meinem Bett im Wimmerschlaf, frisst nur zu allen Tages und Nachtzeiten mäßig (sprich nur kleine Berge) und schaut Cy ewig vorwurfsvoll an. Sie hat es schon mit allen Tricks versucht … doch Koogle liebt sie nur, wenn ich im Hause bin. Schließlich sind zwei Jahre Zusammenleben im Koogleschen Lebenszyklus ein Bruchteil von einer Ewigkeit. Der Hund ist einfach ein alter Knochen und ich bin froh, dass er noch so agil ist. Sobald ich die Gemarkung unserer Wohnung ohne ihn verlasse, behandelt er Cy wie einen schlechten Dienstleister. Sie kann ihm einfach nichts Recht machen.

Kaum drehe ich den Schlüssel im Wohnungsschloss wieder einige Tage später herum, werde ich von den drei wichtigsten Persönlichkeiten meines Lebens auf ihre speziellen Arten und Weisen begrüßt. Lienux schafft es mit einem wundervollen „Hi – Englisch war scheiße – aber du brauchst gar nichts sagen!“. Die Zeiten, da er mir auf dem Flur mit ausgebreiteten Ärmchen und dem Ausruf: „Au, der Pap is da!“ entgegenflog sind deutlich vorüber.

Meine Cy, knufft mich in die Hüfte, riecht an meinem Hemdkragen und küsst mich aufs Ohr. Sehr schön! Doch ich vermute, sie guckt ernsthaft, ob da Lippenstift am Hemd klebt. Bin ich ein Mann, der seine Frau oder Verlobte betrügt? Nein, ich doch nicht. Ich liebe zwar Gottes bunte Welt, doch nur die eine, die meine, hat es mir angetan. Schließlich teilt sie mich mit dem alten Knochen, ist eine verlässliche Freundin meines Sohnes und kann einfach verdammt gut zuhören und mir ihre kalten Hände dabei zum Wärmen rüberschieben. Gibt man dies für ein dreckiges Hemd? Niemals!

Ich liebe diese Schlüsselmomente insgeheim! Manchmal erwische ich mich, beim Planen einer Dienstreise, dass ich die Heimfahrt so einplane, dass alle bei meiner Ankunft zuhause sein müssen. In die Leere kommt man ungern zurück.




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